Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie diese hanebüchenen Wahlprognosen entstehen, die dann in der Regel doch sehr weit vom tatsächlichen Ergebnis abweichen? Glauben Sie ernsthaft, dass bei einer anstehenden Bundestagswahl die CDU nur um die 30 Prozent und die FDP sogar um die 15 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich erringen werden? Wenn Sie diesbezüglich einigermaßen skeptisch sind und sich fragen, wie diese Prognosen zu Stande kommen und warum sie so fehlerträchtig sind, dann lesen Sie doch einmal in der Januarausgabe der Zeitschrift „Cicero“ auf den Seiten 74 und 75 unter der Überschrift „Welche Zahlen dürfen es sein?“ nach (Ausschnitt in der Online-Ausgabe). Dort erklärt der ehemalige Mitarbeiter der „Forschungsgruppe Wahlen“, Wolfgang G. Gibowski, wie die Zahlen errechnet werden, unter anderem mit folgendem vereinfachten Beispiel:
Partei | Ergebnisse der BTW vom 18.09.2005 (in Prozent) |
Umfrage: Ergebnisse der Erinnerung an die BTW vom 18.9.2005 (in Prozent) |
Differenz amtliches Ergebnis zum Umfrageergebnis (in Prozentpkt.) |
Umfrage: Unveränderte Ergebnisse der aktuellen Frage der Wahlabsicht (in Prozent) |
„politisch gewichtetes“ Ergebnis der Frage zur Wahlabsicht (in Prozent) |
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CDU/CSU | 35,2 | 43,7 | -8,5 | 39,1 | 30,6 |
SPD | 34,3 | 38,1 | -3,8 | 29,5 | 25,7 |
FDP | 9,8 | 6,0 | +3,8 | 10,6 | 14,4 |
PDS | 8,7 | 4,5 | +4,2 | 6,8 | 11,0 |
Grüne | 8,1 | 6,5 | +1,6 | 10,0 | 11,6 |
Das Verfahren funktioniert also prinzipiell so: Der Umfrageteilnehmer wird befragt, was er aktuell zu wählen gedenkt und wie er seiner Erinnerung nach bei der letzten Wahl gewählt hat. Anschließend wird die Prozentzahl der Erinnerung einer Umfrage mit dem tatsächlichen Ergebnis der letzten Wahl verglichen. Die daraus resultierende Differenz wird dann mit dem aktuellen Umfrageergebnis verrechnet – im Beispiel unverändert, in der Praxis aber noch mit nicht offen gelegten Nachbesserungen.
Ob Sie dieses Verfahren für sinnvoll oder gar zielführend halten, können Sie nun selbst entscheiden. Mir erscheint das Ganze weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick besonders einleuchtend.