Zivilcourage oder falsches Heldentum?

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Aug 282007
 

Nachdem sich nach der ausländerfeindlichen Hetzjagd auf Inder in Mügeln Politiker aller Couleur darüber ergingen, dass man von der Bevölkerung in einer solchen Situation mehr Zivilcourage erwarten könne und müsse, hat sich heute nach einem Bericht der Netzeitung die Deutsche Polizeigewerkschaft diesbezüglich geäußert.

Nun ist es zweifelsfrei so, dass das begeisterte Anfeuern eines Mobs von um die 50 geistig Minderbegabten entschieden in die Kategorie „zu wenig Zivilcourage“ fällt. Bleibt aber die Frage, welches hier das richtige Maß an persönlichem Einsatz wäre. Ich hatte mich schon gefragt, wie ich mich wohl selbst in einer solchen Situation verhalten hätte, was wohl eine angemessene Verhaltensweise wäre. Und vor allem, wie sich wohl die versammelten Zivilcourage-Dummschwätzer verhalten hätten, die in der Regel schon kuschen und einen krummen Buckel machen, wenn nur Partei- oder Fraktionsvorsitzende ihnen vorgeben, wie sie abzustimmen hätten. Dabei geht es bei Abstimmungsvorgaben lediglich um die eigene Karriere, nicht um körperliche Unversehrtheit oder Lynchjustiz.

Nun scheine ich zumindest mit der Frage nach dem eigenen Verhalten gemäß besagten Berichts nicht ganz allein zu stehen. Die DPG jedenfalls warne vor „falschem Heldentum“ vermeldet die Netzeitung. Und weiter:

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat die Forderungen von Politikern nach mehr Zivilcourage als zu allgemein kritisiert. „Was man darunter verstehen soll, bleiben sie schuldig“, teilte die Bundesleitung der Gewerkschaft am Dienstag in Berlin mit.

Wer sich alleine einem „gewaltbereiten Mob“ entgegenstelle, gefährde meistens nur sich selbst. Das sei „falsches Heldentum“. Stattdessen sollte in jedem Fall sofort die Polizei telefonisch über die Notrufnummer 110 alarmiert werden.

Bemerkenswert ist auch in diesem Zusammenhang wieder die Kritik, die man sich im Zusammenhang mit der Aushöhlung der Bürgerrechte unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung auf der Zunge zergehen lassen muss:

Bundesweit seien in den vergangenen Jahren etwa 10.000 Stellen abgebaut worden. „Wenn der Bürger die Polizei um Hilfe ruft, muss er sich auch darauf verlassen können, dass diese schnell und in ausreichender Stärke vor Ort ist“, hieß es.

Das kann selbst durch Onlinedurchsuchung, Vorratsdatenspeicherung, elektronische Reisepässe und den Ausbau von Videoüberwachung nicht kompensiert werden. Innenpolitiker vom Schlage eines Wolfgang Schäuble (oder Ingo Wolf) verteilen lediglich Sicherheitsplacebos, während sie die tatsächliche Sicherheitslage für den Bürger verschlechtern.