Es gibt Dinge, die ich neben der Qualität des Programms bei Phoenix noch schätze. Dort gibt es nämlich die Sendungen „Unter den Linden“ und „Im Dialog“ als Video Podcast zum Download. So kann man sich frei vom Diktat des Programmschemas die Sendungen dann zu Gemüte führen, wenn Zeit und Stimmungslage danach sind.
So habe ich die freien Tage dafür genutzt, mal die Sendungen der letzten Wochen in Ruhe zu sehen. Dabei wurde wieder einmal deutlich, wie man selbst bei einigermaßen seriösen Sendern wie Phoenix nicht davor gefeit ist, durch blöde Fragestellungen Ergebnisse zu erzielen, die so wirklich gar keine Aussagekraft besitzen. So geschehen in der Sendung „Unter den Linden„. „So’n bisschen provokant gefragt“ war der entsprechende Kommentar in der Sendung bezüglich der den Zuschauern vorgeworfenen Frage.Die Fragestellung „Sollten Ernergiepreise staatlich reguliert werden?“ ist weniger provokant, als vielmehr nichts sagend. Denn es ergeben sich ja sofort aus der Fragestellung weitere Fragen:
- Ist die einzige andere Möglichkeit, dass sie nicht reguliert werden?
- Wäre die Trennung von Netz und Energieerzeugung eine Regulierung im Sinne der Fragestellung?
- Welche Form der Regulierung wird angestrebt: Begrenzung des Marktanteils, Vorgabe von Preisen, Genehmigung von Preisen, …?
Und das sind nur die ersten Fragen, die mir eingefallen sind, sicherlich könnte man noch tiefer einsteigen. So verwundert es nicht, dass bei solch präziser Fragestellung eine überwältigende Mehrheit von 83 Prozent zustande kommt. Dabei wäre ich mir nicht sicher, dass die Mehrheit nicht eine wirkliche Trennung in Netz und Erzeugung bevorzugen würde. Die bedenkliche Entwicklung der Energiepreise resultiert doch im wesentlichen aus der Tatsache, dass sich vier große Stromerzeuger Deutschland aufgeteilt haben und über die Durchleitungsgebühren Wettbewerb und damit Markt unmöglich machen. Also eigentlich so etwas wie eine spezielle Variante des Postmindestlohns im Energiesektor zur Sicherung des Oligopols.
Sachlich spricht nicht wirklich etwas gegen eine staatliche Regulierung. Allerdings ist es völlig ausreichend, die Durchleitungskosten zu regulieren. Wenn es darüber hinaus untersagt würde, dass Netzbetreiber Anteile an Energieversorgern halten und vice versa, dann wäre fast schon alles gut. Sollte das noch nicht zur Herstellung marktwirtschaftlicher Bedingungen ausreichen, bliebe noch die Beschränkung des höchstmöglichen Marktanteils als Dreingabe. Denn – merke! – im Energiesektor stellt sich Markt aufgrund der Gegebenheiten nicht von allein ein. Da muss schon nachgeholfen werden!
Ach ja, und einer meine Wünsche für das neue Jahr wären seriös formulierte Umfragen. Nicht nur bei Phoenix, womit ich gerade noch wieder die Kurve zum Einstieg in diesen etwas unorganisierten Artikel bekomme…