Dez 052010
 

Gestern Abend hat sich ein junger Mann bei „Wetten dass…?“ offenkundig überschätzt und bei seiner Wette schwer verletzt. Das ist tragisch und für ihn und seine Familie sicherlich eine schreckliche Angelegenheit. Dem jungen Mann gebührt deshalb unser Mitgefühl – auch wenn er sich eigenverantwortlich dafür entschieden hat, das entsprechende Risiko für seine 15 Minuten Ruhm einzugehen.

Dieses Mitgefühl ist aber nicht gleichzusetzen mit dem, was die Journaille daraus macht. Egal ob privat oder öffentlich-rechtlich: Den ganzen Tag wird über den Gesundheitszustand berichtet, in hektischer Betriebsamkeit wird um Hintergrundinformationen gekämpft. In den Nachrichten steht das Thema ganz am Beginn. Doch welche Relevanz besitzt dieses Thema gesellschaftlich? Zumindest keines, das diese Aufmerksamkeit verdient. In den sozialen Netzwerken stellt sich die Situation kaum vorteilhafter dar.

 Veröffentlicht von am 5. Dezember 2010 um 17:52

  2 Antworten zu “Gottschalk nach Darfur!”

  1. Schöner Kommentar! Man sollte allerdings nicht vergessen, dass sich die gesellschaftliche Relevenanz des Wetten-das-Unfalls aus der Tatsache ergibt, dass ein Million-Publikum live Zeuge der Ereignisse wurde. Wir Menschen sind nunmal so gemacht, dass uns das Leid vor der eigenen Haustür mehr interessiert, als das Leid irgendwo auf der Welt. Hie rzählt die Nähe und nicht die größe des Leids.

    Außerdem ist ein schwerer Unfall in 29 Jahren „Wetten das…?“ durchaus bemerkenswert, hingegen elend und Mord in Afrika nun wirklich keine neue Nachricht. Das ist zynisch, doch liegt der Zynismus nicht bei den Redaktionen, sondern am Zustand der Welt.

    • Danke für die Rückmeldung. Mein Vorschlag ist ja auch, dafür zu sorgen, dass Millionen den Menschen in Darfur beim Sterben zusehen können. Vielleicht bewegt sich dann etwas.

      Ich finde den Unfall im übrigen überhaupt nicht weiter bemerkenswert, bloß weil er der erste in 29 Jahren ist. Der Zynismus liegt meines Erachtens sowohl in der geifernden Neugier des Publikums als auch bei der Journaille, die diese nur zu gern bedient. Die so genannte 4. Gewalt im Staate verabschiedet sich mit ihrer Boulevardisierung gerade von ihren eigentlichen Aufgaben – und den selbst in der Öffentlichkeit formulierten Ansprüchen. Das ist einfach nur noch erbärmlich.

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