Dez 052010
 

Gestern Abend hat sich ein junger Mann bei „Wetten dass…?“ offenkundig überschätzt und bei seiner Wette schwer verletzt. Das ist tragisch und für ihn und seine Familie sicherlich eine schreckliche Angelegenheit. Dem jungen Mann gebührt deshalb unser Mitgefühl – auch wenn er sich eigenverantwortlich dafür entschieden hat, das entsprechende Risiko für seine 15 Minuten Ruhm einzugehen.

Dieses Mitgefühl ist aber nicht gleichzusetzen mit dem, was die Journaille daraus macht. Egal ob privat oder öffentlich-rechtlich: Den ganzen Tag wird über den Gesundheitszustand berichtet, in hektischer Betriebsamkeit wird um Hintergrundinformationen gekämpft. In den Nachrichten steht das Thema ganz am Beginn. Doch welche Relevanz besitzt dieses Thema gesellschaftlich? Zumindest keines, das diese Aufmerksamkeit verdient. In den sozialen Netzwerken stellt sich die Situation kaum vorteilhafter dar. Weiterlesen »

Gelesen, gestutzt, gebloggt (2): Prechts Weltbild, der Untertanenstaat

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Okt 132010
 

Heute findet sich bei CARTA ein Interview mit Richard David Precht, einer momentan sehr populären Philosophenimitation, mit folgender bemerkenswerten Textstelle:

CARTA: VPRT-Chef Jürgen Doetz sagte einmal sinngemäß: regt Euch doch nicht über die Qualität des Privat-Fernsehens auf, die Medien geben den Menschen nur das, was sie sehen wollen. Ein Spiegel der Gesellschaft.

Precht: Stellen Sie sich diesen Satz einmal ins Allgemeine hochgerechnet vor. Dann würde Kindererziehung darin bestehen, dass wir den Kindern immer sofort das geben, was sie von uns verlangen. Diese Kinder würden nicht erzogen sondern verzogen. Wenn man einen moralischen Auftrag hat, dann hat man auch einen pädagogischen Auftrag. Auch erwachsene Menschen müssen erzogen werden. Ob sie wollen oder nicht. Eine Gesellschaft, die darauf komplett verzichtet, ruiniert sich.

Vermutlich geht Herr Precht davon aus, dass Leute wie er bestimmen, nach welchen Kriterien der Souverän wie ein unmündiges Kind zu erziehen sei. Und vermutlich reicht das geschichtliche Verständnis dieses Herrn nicht dazu aus, sich vor Augen zu führen, welche vorzeigbaren Ergebnisse die letzten Systeme auf deutschen Boden hervorgebracht haben, die den Anspruch hatten, ihr Volk zu erziehen: Kaiserreich, Tausendjähriges Reich und DDR.

Damit ist auch klar beschrieben, welch Geistes Kind sich hier äußert und in welche Richtung das Staats- und Gesellschaftsbild Prechts tendiert.

Feb 102010
 

Die taz bricht heute eine Lanze für Seyran Ates, Necla Kelek und Henryk M. Broder als Teilnehmer an der Debatte um den Umgang mit dem Islamismus. Doch im Verlaufe des Artikels wird deutlich, dass die Autorin Cigdem Akyol die Dimension des Themas noch nicht so wirklich durchdrungen hat:

In der Süddeutschen Zeitung wurde Necla Kelek als eine denunziert, die Menschenrechte so fanatisch verteidige wie strenggläubige Muslime den Koran. Rechtfertigt ihr Leben das nicht?

Jedes Leben rechtfertigt, dass man sich für Menschenrechte so fanatisch wie irgend möglich einsetzt. Und keines erlaubt den fanatischen Einsatz für irgendeine Religion oder sonstige Überzeugung.

Wo ist bloß das Bewusstsein für die Grundlagen einer freien Gesellschaft geblieben?

Erst nachdenken und dann…

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Sep 012009
 

Es gibt Dinge, die sind ärgerlich. Und dann gibt es Dinge, die sind ärgerlich und überflüssig. In die letzte Kategorie fallen die Äußerungen von Wolfgang Kubicki, unseres FDP-Spitzenkandidaten bei der schleswig-holsteinischen Landtagswahl 2009, zur Finanzierung des Steuerkonzepts der FDP. Ärgerlich sind die Aussagen, weil sie absehbar wieder dazu genutzt werden, den Liberalen das Image einer unsozialen, kaltherzigen Partei der Besserverdienenden anzuhängen. Das müsste man akzeptieren, wenn Kubickis Aussagen wenigstens der Programmlage der FDP entsprächen. Überflüssig sind seine Aussagen aber genau deshalb, weil sie nicht Gegenstand liberaler Programmatik sind.

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Jun 192009
 

„Fremdschämen“. Das ist das richtige Wort, für das Gefühl, das einen beim Lesen des folgenden Textes überkommt:

PETA mit `P´ wie in `peinlich´.

[…] Die Freie Montessori-Schule „Angeln e. V.“ soll ihren Namen in Freie Montessori-Schule „Kanu fahren e. V.“ ändern, bittet die Tierrechtsorganisation PETA. Ein entsprechender Antrag wurde der Schulleiterin Gesinde Berendson heute schriftlich zugestellt. PETA befürworte das pädagogische Erziehungsziel der Montessori-Schulen, Kindern Respekt vor Natur und Tieren zu vermitteln. In fast allen Montessori-Einrichtungen gäbe es zudem eine vegetarische Bio-Pausenküche. „Nur der Schulname passt nicht ins Konzept“, findet Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin bei PETA.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Angeln bei Fischen immense Schmerzen verursacht.[…]

Es ist nicht bekannt, ob Schulleiterin Gesinde Berendson nach ihrem Lachanfall von einem Notarzt wiederbelebt werden musste.

Gutmenschen können einem ja schon den letzten Nerv rauben – dogmatische und gleichzeitig kopfmäßig minderbegabte Gutmenschen allerdings machen nur noch fassungslos.

Und: Nein, die Meldung ist nicht vom 1. April. Es handelt sich nicht um Selbstironie. Es ist bitterer Ernst.

(via @Jens_Junge)